Samstag, 14. Juli 2012

Wir spielen Brundibàr....


...damit kam Franzi vor einem halben Jahr aus der Schule heim. Brundibàr - meinst du Brummbär?
Neine Brundibàr eine Kinderoper. Ich kannte den Hintergrund und die Geschichte dieser Kinderoper auch nicht, aber wir haben uns damit beschäftigt.
Und nicht dass ihr jetzt glaubt, Franzi rennt im normalen Leben mit so einem Kleid herum.

"„Brundibár“ selbst ist eine Oper, die von Kindern erzählt, die es in der Gemeinschaft schaffen den bösen Leierkastenmann Brundibár gesanglich zu übertönen und so genug Geld zu bekommen, um der kranken Mutter ausreichend Milch kaufen zu können. Die Erzählung symbolisiert also die Auflehnung gegen den Tyrannen, der nur mit ausreichend Zusammenhalt und Zusammenarbeit bezwungen werden kann, und ruft so dazu auf, die vorhandenen ungerechten Strukturen zu bekämpfen und politisch zu handeln."







Ein halbes Jahr wurde geprobt und auswendig gelernt, auch die Musikstücke auf der Bühne. In der letzten Woche ging es in die heiße Phase. Kaum noch Unterricht (worüber Franzi natürlich furchtbar traurig war) für die Mitwirkenden. Heute dann die erste Generalprobe.

Beeindruckend, was die Kinder der 5. und 6. Klasse im Schrobenhausener Gymnasium da auf die Bühne gestellt haben.

 Am Ende siegt natürlich die Freundschaft der Kinder über den Tyrannen. Aber dieser Tyrann mahnt am Ende noch, auch wenn er jetzt auch weg ist, es wird immer wieder Tyrannen geben, die versuchen Macht zu bekommen.

Der  Kinderoper von dem jüdischen Komponisten Hans Krása wird eine Revue mit Liedern aus den 20er und 30er Jahren vorangestellt, diese von den höheren Jahrgängen des Gymnasiums. Die dabei aufgeführten Stücke stammen von in KZ ermordeten oder vertriebenen Künstlern, deren Schlager und Chansons bis heute weltbekannte Melodien sind. Mit diesem ersten Teil der Gesamtvorstellung soll gezeigt werden, welch vielseitiges und fröhliches kulturelles Leben durch die unmenschliche Ideologie der Nationalsozialisten zerstört worden ist. Es soll  ein Einblick in die diesem Regime vorangegangene Zeit gegeben werden.

 Ein Freund, ein guter Freund....ich wusste gar nicht welchen Hintergrund dieses Lied hat.

Auch wunderbare Kulissen wurden von den Schülern gestaltet.Die Chöre immer oberhalb der Bühne.

Und dieses tolle Projekt ist auch einer der Gründe, warum ich in letzter Zeit so wenig zu zeigen hatte. Hatte ein wenig zu nähen: Hier ein Rock für die Eisfrau, dort Rüschen im 20iger Jahre Stil, dort ein kaputter Reissverschluß....selbst heute noch letzte Nähte mit Nadel und Faden.

 Was mich besonders freut, Franzi, die Geschichte eigentlich so gar nicht mag, hat sich sehr mit diesem Thema auseinandergesetzt. Das Buch "Kinder aus Theresienstadt" hat sie regelrecht verschlungen. 
15 000 Kinder befanden sich im Konzentrationslager Theresienstadt, 1500 davon überlebten. 55 mal wurde Brundibàr mit den Kindern aufgeführt.Der Komponist war auch dort interniert, schrieb die Oper aus dem Gedächtnis noch mal auf und er und andere Künstler gaben mit den Proben den Kindern ein Stück Hoffnung und Freude. Natürlich wussten auch die Kinder damals, wer dieser böse Tyrann "Brundibar" in Wirklichkeit ist. In der Oper haben sie ihn immerhin besiegt.....

  Wen sich aus der Umgebung jemand die Aufführung gerne ansehen möchte, da gibt es folgende Termine:

Sonntag, 15.07. 2. Generalprobe mit Publikum, kein Eintritt

Premiere am 16. Juli, weitere Aufführungen am 18., 19. und 20. Juli 2012

jeweils um 19 Uhr (also auch noch Kindertauglich, so kurz vor Schuljahresende) 

Karten gibt es hier hauptsächlich noch für die Vorstellungen am 18. und 19 Juli

 Vroni, meine 8jährige war ganz hin und weg von der Vorstellung heute.

 Franzi hatte letzte Woche und hat in der kommenden Woche zwar sehr wenige Schulstunden ( alle Mitwirkenden dürfen 2 Stunden später in die Schule kommen und haben keinen Nachmittagsunterricht), trotzdem hat sie mit dieser Aufführung und dem ganzen Drumherum und vor allem dem wahren geschichtlichen Hintergrund, so viel mehr gelernt, als es normale Schulstunden vermitteln könnten. 

Danke an die Lehrer und an unseren Elternbeiratsvorsitzenden Herrn Kriss und seine Frau, die dies Möglich gemacht haben. 

Hier und hier  noch Presseartikel.

 

5 Kommentare:

  1. Was für ein super tolles Projekt! Ich würde mir die Vorstellung so gerne anschauen, aber ihr seid leider soooo weit weg *schnüff*
    Ich wünsche euch noch ganz viel Spaß bei den noch kommenden Vorstellungen :-)

    Liebe Grüße, Fusselline

    AntwortenLöschen
  2. schade, dass es nicht um die Ecke ist, sonst würde ich gerne kommen und mir eine Vorstellung ansehen. Viel Vergnütgen für die weiteren Proben und toi toi toi (3x über die Schulter gespuckt) für das Ensemble.
    Viele liebe Grüsse

    AntwortenLöschen
  3. schade, viel zu weit weg!

    es ist schon beeindruckend, was Kinder so auf die Beine stellen können!!
    und die Geschichte ist natürlich mit all ihren Facetten eine perfekte Ergänzung zum normalen Unterrichtsstoff!!

    ich fänd es wünschenswert, wenn es solche Projekte an allen Schulen gäbe!

    LG und Toi-Toi-Toi Agnes

    AntwortenLöschen
  4. Wow, das klingt Super. Ich erinnere mich auch noch daran, dass die Sachen, wo wir in der Schule die "Hände" dran hatten, viel leichter zu lernen waren und auchn das miteinander gestärkt haben.

    AntwortenLöschen
  5. Hallo Frau Schuster,
    diese Seite habe ich gerade zufällig gesehen und mich sehr darüber gefreut! Ich finds ganz toll, dieses Projekt auch aus der Sicht einer engagierten Mutter und einer Schülerin beschrieben zu sehen! Und Sie haben es sehr schön beschrieben...
    Viele Grüße
    Rita Brunner

    AntwortenLöschen